

Umstellung auf europäisches Futtersoja

Besonders Hühner und Schweine benötigen für ihr Wachstum Eiweiß. Zu sonstigem Futter wie Hafer oder Mais erhalten Hühner und Schweine daher Soja, dessen hoher Eiweiß-Gehalt eine ideale Ergänzung ist. Soja wurde zwar vor 100 Jahren erstmals in Europa angebaut und wächst hierzulande gut, im Gegensatz zu Mais oder sonstigem Getreide wird Soja aber noch wenig kultiviert. Der Bedarf an Soja für die Fütterung von Masttieren übersteigt derzeit die heimische Produktion. Damit zukünftig im europäischen Donauraum ausreichend Soja angebaut wird, um den europäischen Bedarf zu decken, hat SPAR den Verein Donau Soja mitinitiiert, der genau daran arbeitet. Die beiden ersten großen Erfolge zur Unabhängigkeit von Import-Soja waren die flächendeckende Umstellung der gesamten österreichischen Fütterung von Legehennen und von Masthühnern, die als Branchenlösung zwischen den österreichischen Händlern und der Landwirtschaft partnerschaftlich und mit langfristigen Verpflichtungen umgesetzt wurden. Seit 2014 bzw. 2016 verfüttern österreichische Bauern, die an Lebensmitteleinzelhändler liefern, nur noch eigenes Soja oder gentechnikfreies Soja aus dem Donauraum und damit kein gentechnisch-verändertes Soja aus Amerika mehr.
Auch Schweinefleisch, für das Schweine garantiert mit heimischem oder europäischem Soja gefüttert wurden, führt SPAR:
- SPAR Natur*pur Bio-Schweinefleisch stammt nur aus Fütterung mit vorrangig hofeigenem oder zugekauftem österreichischen Soja, das natürlich gentechnik-frei ist. Diese Vorgaben werden durch BIO AUSTRIA regelmäßig kontrolliert.
- Für das Schweinefleisch unter der Marke "TANN schaut drauf" werden Schweine seit dem Sommer 2019 mit hofeigenem Soja oder Donau Soja gefüttert, das ebenfalls gentechnik-frei ist.
Der nächste große Schritt wäre, auch die konventionelle Schweinefütterung umzustellen, was jedoch deutlich schwerer als bei Geflügel möglich ist. SPAR hat gemeinsam mit AMA und Donau Soja eine Studie von SERI erstellen lassen, die Kosten und mögliche Szenarien für eine Umstellung auf europäisches Soja auch in der Schweinemast darstellt:
- Die österreichische Schweinemast verbraucht jährlich rund 320.000 Tonnen Soja. In Österreich werden derzeit jährlich 195.000 Tonnen geerntet, die rund zur Hälfte direkt für die Lebensmittelproduktion verwendet werden. Die restlichen Mengen werden für die hofeigene Fütterung, Bio-Fütterung oder Geflügelfütterung verwendet. Zusätzlich zur Eigenproduktion importiert Österreich jährlich rund 490.000 Tonnen Soja, das vorrangig in der Schweinemast verwendet wird. Derzeit fehlen also aus heimischer Produktion die Sojamengen noch, auch wenn die Erntemengen jährlich stark steigen. Rein für Österreich würden die Erntemengen an gentechnik-freiem Soja im Donauraum ausreichen, vorausgesetzt kein anderes Land stellt ebenso auf gentechnikfreie Fütterung um und benötigt damit ebenso große Mengen Soja.
- Gentechnikfreies, europäisches Soja ist deutlich teurer als Import-Soja. Insgesamt ist bei der Umstellung der gesamten Schweinemast in Österreich mit Mehrkosten von rund 50 Mio. Euro zu rechnen.
- Im Gegensatz zu Hühnern werden Schweine nicht komplett in Österreich verkauft. Österreicher bevorzugen die Edelteile vom Schwein, wie Filet oder Schulter. Andere Teile der Schweine, die in Österreich nicht nachgefragt werden, müssen ins Ausland verkauft werden, in dem gentechnikfreie Fütterung kein Kaufargument für Konsumenten ist und nicht entsprechend bezahlt wird. Die Mehrkosten für die gentechnikfreie Fütterung von rund 10 Euro pro Schwein werden daher nicht gleichmäßig auf alle verwertbaren Teile Schweinefleisch aufgerechnet, sondern nur auf Frischfleisch-Edelteile, was zu Mehrkosten von rund einem Euro pro kg Schweinefleisch im Handel führt, was einer Preissteigerung von bis zu rund 10 Prozent entspricht.
- Bei zu hohen Mehrkosten für österreichisches Schweinefleisch im Vergleich zu ausländischem Fleisch wäre die österreichische Landwirtschaft nicht mehr wettbewerbsfähig. Das ist auf jeden Fall zu verhindern! SPAR steht zur österreichischen Herkunft des gesamten verkauften Schweine- und Rindfleischs, die auf jedem Frischfleisch-Produkt klar gekennzeichnet ist. In weniger gut kennzeichnenden Branchen wie der Gastronomie, in denen die Herkunft des Fleisches für Konsumenten schlecht oder gar nicht ersichtlich ist, wäre ein vermehrter Einsatz des billigeren, unter schlechteren Fütterungsbedingungen produzierten, ausländischen Schweinefleischs zu befürchten. Eine Umstellung sollte daher in mit der verpflichteten Herkunftskennzeichnung von Fleisch auch in der Gastronomie verbunden sein, wie sie bei SPAR bei Frischfleisch bereits jahrelange Praxis ist.
- Eine Umstellung der gesamten Schweinebranche in Österreich auf gentechnik-freie Fütterung mit regionalem Soja müssten Konsumenten also durch höhere Preis mittragen. Tests mit höheren Preisen für gentechnik-frei gefüttertes Tierwohl-Fleisch unter "TANN schaut drauf" haben bisher gezeigt, dass Konsumenten sehr preissensibel sind und bei zu großen Preisunterschieden doch zum günstigeren Schweinefleisch greifen, das mit Import-Soja erzeugt wurde. Eine Umstellung müsste daher in Schritten erfolgen.
Nach Lege- und Masthühnern forciert SPAR auch bei Schweinefleisch die Umstellung auf gentechnikfreies, europäisches Futtersoja. Mit dem Angebot unter "TANN schaut drauf" wurde der erste Schritt gesetzt, weitere sollen in den nächsten Jahren folgen, jedoch mit Bedacht auf die Marktverträglichkeit und die nachhaltige, gemeinsame Weiterentwicklung gemeinsam mit der österreichischen Landwirtschaft. In mehreren Stufen über einige Jahre wäre ein Verzicht auf Import-Soja möglich, ohne die heimische Produktion zu gefährden, wenn Landwirtschaft, Handel und Konsumenten an einem Strang ziehen.
Kundschaften, die bewusst auf Import-Soja verzichten möchten, rät SPAR die Wahl von SPAR Natur*pur Bio-Fleisch oder von "TANN schaut drauf" Tierwohl-Fleisch, die beide mit Soja aus Österreich oder dem Donauraum gefüttert werden.