Die EU-Saatgutverordnung wurde 2015 vom EU-Parlament abgeleht und anschließend von der EU-Kommission zurückgezogen. Welche fatalen Auswirkungen eine derartige Verordnung für die Sortenvielfalt und die Ernährungssicherheit gehabt hätte, können Sie auch weiterhin hier nachlesen:
Die Umsetzung dieser Verordnung hätte verheerenden Folgen nach sich gezogen. Bei Erfolg müssen hunderte alte Obst- und Gemüsesorten aus den Supermarkt-Regalen genommen werden. Für den ehemaligen SPAR-Vorstandsvorsitzenden Gerhard Drexel ist das ein „EU-Skandal“, der nicht hingenommen werden darf.
Die geplante EU-Saatgutverordnung sieht vor, dass nur noch lizenzierte und geprüfte Obst- und Gemüsesorten angebaut werden dürfen – angeblich zum Schutz der Konsumenten. Warum kämpfen Sie dagegen?
„Die EU schiebt den Konsumentenschutz vor, um internationalen Saatgutkonzernen noch mehr Macht zu verleihen. Die künftig erforderliche Lizenzierung von Sorten ist teuer und aufwändig. Kleine Züchter und Bauern, die alte Sorten anbauen, können diese EU-Auflagen nicht erfüllen. Sie dürfen zukünftig nur noch das Einheitsgemüse der Saatgutkonzerne produzieren und sind von diesen abhängig! Dabei geht es hier um Sorten, die seit Jahrhunderten bei uns kultiviert werden – welche Gefahr für Konsumenten sollte von diesen ausgehen? Keine! Das ist der größte Anschlag auf die Artenvielfalt und auf den Feinkostladen Österreich, seit es die EU gibt!“
Haben Sie dafür Beispiele?
„Viele! Destillerien wie Freihof aus Lustenau verwenden Früchte von alten Obstbäumen für ihre Spezialbrände, wie zum Beispiel die Subirer. Niemand weiß mehr, welche Sorten bei diesen jahrzehntealten Bäumen gekreuzt wurden. Eine Lizenz nach der Saatgutverordnung wäre hier unmöglich. Damit würden die Vorarlberger Obstlieferanten einen wichtigen Abnehmer ihrer traditionellen Obstsorten verlieren. Besonders hart betroffen wäre der Bio-Landwirt Erich Stekovics, der im Burgenland 3.500 alte Tomaten- und Chili-Sorten bewahrt und anbaut. Er müsste alle Sorten registrieren lassen oder könnte nur noch ab Hof verkaufen. Die dafür anfallenden Kosten von 3,5 Millionen Euro und jährlich 63.000 auszufüllenden Formularseiten (nämlich 18 Formulare pro Sorte) für die Zulassungen sind für Stekovics unmöglich. Noch viel ärger: Selbst bei all diesem Aufwand sind viele alte Sorten in Brüssel gar nicht zertifizierungsfähig! Stekovics dürfte nicht mehr über den Handel verkaufen und wäre zum Zwerg-Sein verurteilt."